Unsere Rosen brauchen Hinwendung. lhre Pflege ist meistens ein selbst auferlegter Liebesdienst, ihre Blüten belohnen uns mit ihrem Charme reichlich für die Mühe. Jede Rose ist schön, bei der Anschaffung treffen wir jedoch unsere individuelle Wahl. So werden sie zu «unseren» Rosen. Damit übernehmen wir auch die Verantwortung für sie. Der «Kleine Prinz» hat die Verantwortung für eine einzige Rose übernommen; nicht die Menge der von uns betreuten Rosenstöcke zahlt hier, sondern die Verbundenheit mit der Pflanze überhaupt. Mir ist die Verantwortung für Hunderte von Rosensorten zugefallen – wie kam es dazu?
November 2004 habe ich, eine werdende Rosengartnerin, den ungarischen Rosenzüchter Gergely Márk (1923–2012) kennengelernt. Wahrend sei nes Berufslebens arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter eines Forschungsinstituts, hier hat er ein Rosarium mit 2700 Sorten aufgebaut, die Eigenschaften der Rosen ausgewertet und auch selbst neue Rosen gezüchtet.
Die Autorin zwischen Ilona und Gergely Márk
Eine von seinen ersten Züchtungen, die Rose „Budatétény“, erhielt 1963 auf der IGA in Hamburg eine Goldmedaille. Unter seinen zahlreichen Publikationen gibt es bis jetzt nur eine in deutscher Sprache: «Die Rose», erschienen in der DDR, VEB Landwirtschaftsverlag, Berlin 1962. (1964 erhieltdieses Buch als beste auslandische Veröffentlichung in Par is eine Silbermedaille.) Nach seiner Pensionierung setzte Herr Márk die Suche nach immer besseren Rosensorten mit sei nen sehr beschrankten Mitteln auf eigenem Boden fort. Seine Frau Ilona und deren Cousine, Sarolta Benedek, waren seine einzigen Mitarbeiterinnen hierbei.
Die Bedürfnisse des Marktes spielten im damaligen Ungarn so gut wie keine Rolle. Daraus ergab sich eine Eigenart im Züchtungskonzept von Gergely Márk: Er konnte unabhangig von den Züchtungstrends auf dem Markt nach seinen eigenen Vorstellungen arbeiten. Wahrend der Nach-WendeZeit in den Ostblocklandern kampfte der Züchter trotz zunehmender Anerkennung seiner Leistungen (z. B. Goldmedaille für seine Rose „Heilige Elisabeth“ in Rom 2000) mit einer zunehmend schwierigen finanziellen Situation. Abgesehen vom fehlenden Kapital war der Zutritt zum Markt für ihn allein aus Altersgründen nicht mehr realisierbar. So war es schon bei unserem ersten Treffen sichtbar, dass das Fortleben sei nes Lebenswerkes stark gefahrdet sein würde.
Als Mitglied der Gesellschaft Deutscher Rosenfreunde habe ich auf diese Gefahr zuerst in deutschen Rosenkreisen hingewiesen und erhielt positive Resonanz. Dieses Verstandnis und die Hilfsbereitschaft haben in der Zwischenzeit noch zugenommen. Seitdem war es mir vergönnt, nicht nur in Europa, sondern auch in Japan, Kanada und in den USA Verbündete zu finden. Die goldgekrönte Rose „Heilige Elisabeth“, die ich weltweit in vielen öffentl ichen und privaten Gartenan lagen unterbringen konnte, leistete grosse Hilfe hierbei. Das Ergebnis ist, dass der Name Gergely Márk heute nicht mehr ganz unbekannt ist.
„Heilige Elisabeth“, Goldmedaillen-Gewinnerin 2000 in Rom
Margit Pócs im Rosengarten
Sein Lebenswerk zahlt mehr als 800 Sorten und so manche unentdeckten Schatze sind noch unter ihnen verborgen. Deshalb erscheinen mir das Überleben der Márk-Rosen, ihre weitere Beobachtung sowie die Aufarbeitung des Márk-Erbes so wichtig. Und auch aus diesem Grund habe ich die Verantwortung für den Erhalt dieses Kulturschatzes auf mich genommen. Lassen Sie mich an dieser Stelle einige spezifische Merkmale der Márk-Rosen erwahnen. Wegen der sparlichen Ausstattung des Márk-Gartens, ein Gelande ohne Wasserleitung und ohne Stromversorgung, sind Márk-Rosen in ihrer grossen Mehrheit Freilandzüchtungen. Sie vertragen gut Temperaturstürze, extreme Klíma- und Wetterbedingungen, wie z. B. lang anhaltende Trockenheit, Dauerregen oder strenge Frostperioden. Es gibt eine Reihe von Márk-Rosen, die reich blühend sind und lange Blühperiode haben. Manche bestechen mit dem Farbenspiel ihrer Blüten, ein weiterer Teil der Rosen bezaubert den Betrach ter mit grossen einfachen Blüten. Einige Sorten vertragen gut pH-Werte von bis zu 8,55. Und schliesslich, aber nicht zuletzt: Zahlreiche Márk-Rosen erfreuen uns auch mit ihrem Duft. Die Beschreibung ausgewahlter MárkRosen ist auf unserer Webseite www.mark-rosen.de zu finden.
Ab 2011-12 konnte das Ehepaar Márk den Züchtungsgarten aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr besuchen. Für die Versorgung der Rosen brauchte das übrig gebliebene Familienmitglied, Sarolta Benedek, dringend Hilfe. Das Gelande des ohne Nachfolger gebliebenen Rosengartens ist für einen möglichst baldigen Verkauf für einen Supermarkt vorgesehen. Um den Márk-Rosenbestand bis zur Sicherung der Sorten an einem neuen Standort am Leben zu erhalten, übernahm ich ab 2012 die Kosten des Márk-Gartens. Weiter, 2013 konnte ich in Acsád (sprich: Atschahd), in West-Ungarn, ein geeignetes Gelande für die Übersiedlung der Márk-Rosen erwerben.
Zusammen mit meiner Rosenfreundin Margit Pócs gründete ich im Herbst 2013 die «Márk Memorial Rosengarten» Nonprofit GmbH. Frau Pócs kommt nicht nur für das Management der Rosenrettung und des entstehenden Schaugartens auf, sie veredelte allein 2015 rund 12.000 Unterlagen mit Márksorten. Ohne ihren kompetenten Einsatz hatten wir das Projekt nicht voranbringen können. lm Herbst 2015 konnten wir die erste Stufe der Rettung des Márk-Erbes abschliessen. Alle Sorten des ursprüngl ichen Márk-Gartens sind nun bei uns im «Márk Memorial Rosengarten» untergebracht. (Das bedeutet gegenwartig, 20.000 Rosenstöcke zu betreuen.) Gleichzeitig kamen wir auch mit der Gestaltung des Schaugartens gut voran.
Glücklicherweise konnten wir für dessen Planung den exzellenten Gartengestalter Herrn Lajos Somlósi gewinnen. lm ersten Teil des Schaugartens wurde die 100 m lange, mit Kassettenein lagen dekorierte «Rosenmauer» für einen «Walled Garden» fertig gestellt.
Ausser als Attraktion dient dieses Bauwerk auch zur Erzeugung eines günstigen Mikroklimas. Nebengebaude wurden im Landesstil gebaut und rekonstruiert. Im Herbst 2015 fanden die ersten Bepflanzungen statt. Damit haben wir die erste Hürde der Rettung des Márk-Erbes genommen. Dieser Erfolg stellt jedoch nur eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für den weiteren Erhalt der Márk-Rosen dar. Bislang habe ich so gut wie alles aus eigenen Mitteln fi nanziert, in absehbarer Zeit werden wir aber auf Mithilfe von aussen angewiesen sein. Daher ist jede Unterstützung willkommen . Wenn Sie zur Rettung des Márk-Erbes beitragen wollen, finden Sie auf unserer Webseite weitere lnformationen.
2009 habe ich einen Vortrag auf dem Welt-Rosen-Kongress in Vancouver über die Arbeit von Gergely Márk gehalten. Vor der Abreise stellte ich ihm die Frage, was ich von ihm der Welt-Rosen-Gesellschaft übermitteln soll. Seine Antwort lautete:
Setzt alle euch zur Verfügung stehende Kraft und Liebe dafür ein, dass die Rosen in jeden Garten, in jedes Haus, auf jeden Esstisch ihren Weg finden, damit sie jedem Menschen Glück und Freude bringen können.
Wenn hier über die Rettung der MárkRosen die Rede ist, geschieht dies in der Hoffnung, dass auch die MárkSorten noch lange den von ihm genannten Zweck erfüllen können. Glücklicherweise wachst die Anzahl derjenigen, die im Dienste der MárkRosen wirken wollen. Hierfür spricht u. a. die zunehmende Beliebtheit der Rose „Heilige Elisabeth“ oder die wachsende Zahl der entstehenden Márk-Rosensammlungen.
Eva Kigyóssy-Schmidt, Berlin (D)
Eine immer größere Anzahl von Rosenschulen biettet die Márk-Rose ‘Heilige Elisabeth’ und andere Márk-Sorten zum Erwerb an.
Im vergangenen Jahr haben 123 uneigennützige Rosenfreundinnen und Rosenfreunde zum Erhalt der Márk-Sammlung beigetragen. Auch dieses Jahr bedarf der Erhalt der Sammlung der weiteren Unterstützung. Mit Ihrem Beitrag oder mit Ihrer Fördermitgliedschaft können auch Sie dazu beitragen, dass eine große Anzahl hochwertiger Rosen nicht dem unwiederbringlichen Verschwinden preisgegeben wird.
Márk-Rózsa Barátok Egyesület – Márk-Rosen Freunde e. V.
Referenz: Unterstützung
IBAN: HU40 1174 7006 2725 2877 0000 0000
SWIFT: OTPVHUHB